Gemein, wenn man verstörend schmutzige Träume hat, in denen völlig unschuldige Mitmenschen vorkommen und man mit diesen dann aber am nächsten Tag nichts zu tun haben will.
Die BA-Arbeits-Zeit nähert sich dem Ende. Noch eine Woche und ich bin so gut wie fertig. Basteln noch, Fehler suchen, schön machen. Leider war die Panik mein stärkster Motor, jetzt ist Prokasternationszeit.
Eben im Regen das winzige Badfenster zum Hof geöffnet, mich auf den Wächekorb gesetzt und rausgeguckt. Regen auf Bäumen. Toll. Dann Seifenblasen geholt. Ich habe gelernt: Regen macht Seifenblasen nicht kaputt, sie können trotzdem fliegen. Sogar hoch. Außer, wenn es ganz doll regnet, dann werden sie runtergedrückt und hektisch umhergewirbelt.
Ich hab den ganzen Garten vollgeblubbert.
Jetzt glücklich und back at work. Aber meine Hände sind durchgefroren, ich kann kaum tippen.
Stelle fest, dass ich zwar noch, wie früher, Sonntage zu Hause vergammeln kann. Aber mich dabei Abends schlecht fühle.
Es ist krass, dass man so oft im Leben keine Ahnung hat, dass man etwas zum letzten Mal tut.
Ich habe das Buch nur gekauft, weil es so gut zum Tag, zur Situation gepasst hat. Mit meiner Freundin L. habe ich an einem Wochenende vor ein paar Monaten den Tenor in Hamburg besucht. Das ist insofern eine delikate Situation, weil L und der Tenor selbst für eine lange Zeit ein Paar waren. Allen Regeln des Anstandes zum Trotz verstehen wir beide uns trotzdem sehr gut und genießen stets das Staunen der Menschen. Genossen, die Zeiten sind jetzt wohl vorbei.
An diesem Wochenende war aber noch alles wie immer, nur dass L und ich zusammen in Hamburg waren, das war neu. Wir gingen zu zweit spazieren, die Stadt erkunden und wir hatten Glück, denn zufällig fanden wir das Schulterblatt. (Ja, fanden zufällig. Mein Orientierungssinn hat mich noch nie in Schwierigkeiten gebracht, aber das ist auch das beste, was ich über ihn sagen kann.)
Da war dieser Second Hand Laden, viele Platten und einige Bücher und eine Menge Großstädter. Jungs in Kapuzenpullis und mit großen Kopfhörern, Mädchen in Leggings und bunten Kleidungskombinationen. Zumindest gefühlt. Da war dieses Buch.
Rosaner Einband mit Leopardenmuster, "Venus", 2 Euro auf dem Grabbeltisch. Innen eine Widmung, vielleicht von der Autorin: "ET: 07.03.05 Bitte veröffentlichen Sie keine Besprechung vor diesem Termin - vielen Dank." Ich musste es einfach mitnehmen, ich wollte ein kitschig aussehendes Buch in einem Hamburger Second Hand Laden kaufen. Wenn es doof wäre, würde ich es einfach freilassen und es würde Teil der Book Crossing Gemeinde.
Dann die Überraschung. Das Buch ist gut.
Es geht um eine arrogante, junge New Yorkerin, die nach einem blutigen Mord erst ihr Gedächtnis verliert und dann sich selbst - in den Straßen der Stadt. Ein behäbiger Mönch liest sie auf und trägt sie in eine Tempelkirche namens "God's Motel", eine Gemeinschaft, die alle Religionen unter dem Namen "Glückliche Sklaven Gottes" vereint und dabei aber hauptsächlich eine Menge Freaks in einer internationalen Sekten-WG versammelt.
Die Geschichte überrascht durch einen ungewöhnlich präsenten und aktiven Wir-Erzähler, durch einfallsreiches Charakterdesign und wirklich ansprechenden Humor, der einen irgendwie unerwartet trifft und an den man sich erst gewöhnen muss. Ein richtiger Glücksgriff, also, ganz unerwartet. Wer hätte das gedacht.
Ich war zwar schon vor einer Woche im Kino, will jetzt aber mal nachtragen, was mir so bei "Sex and the City" durch den Kopf gegangen ist. Und dabei
Splendids Format aufgreifen. :)
- das unbändige Verlangen, mehrere Kleidergrößen weniger, Designerkleider, hohe Schule und hysterische Freundinnen zu haben. An normalen Tagen nicht so mein Fall. Naja, das meiste davon.
- Ich will auch in einer Bibliothek heiraten.
- Boar, sind die alle alt geworden
- Ich bin noch unschlüssig. Will ich lieber Personal Assistant sein, oder selbst einen haben? (Ähnlicher Effekt auch schon in "The Devil Wears Prada" an mir beobachtet.)
- Armer Big: Mit einer Frau zusammen sein zu müssen ist schwer genug - und dann auch noch eine New Yorkerin. Mir tat er des öfteren ja schon mal leid.
- Und überhaupt ging es Miranda doch viel viel schlimmer. Hallo?
- Teilweise wirkte das alles ja schon etwas konstruiert. N bisschen.
- New York ist schon irgendwie cool (Und ich bin metropolensüchtig.)
- Carriebradshaw.com gibt es wirklich!
- Louises Tasche war wirklich hässlich
- Privat witzigste Stelle. Meine Freundin L. flüstert bei der Schamhaarszene: "Das waren bestimmt nicht ihre echten Haare."
- Wenn ich nach Frankreich gehe und nur zwei Koffer mitnehmen darf - nehm ich dann trotzdem alle meine Staffeln mit? Oder ein ganzes Jahr ohne? Man man, schwere Entscheidung.
- Also, ich hätte ja den jungen Mann mit den pinken Pumps eingestellt.
Dieses ständige Gefühl, sich Wörter nur auszudenken und sich einzubilden, dass es sie wirklich gibt.
Ich frag mich ja, ob das jemand merkt. Die kleine Veränderung im Profil auf StudiVZ...
"Und Dein Blog hab ich auch aus meinen Bookmarks gelöscht, du kannst jetzt wieder völlig frei schreiben." Der Tenor und ich haben uns heute morgen getrennt. Einvernehmlich, kann man wohl dazu sagen.
Das mit dem völlig freien Schreiben, überlasse ich im Moment doch lieber meinem altmodischen Tagebuch, das erlebt sowieso gerade ein Revival. Und jetzt bin ich ja mal gespannt, ob Deutschland an so einem Tag gewinnen kann.
Aktuelles Projekt: Süßhölzer kauen, statt Fingernägel. Klappt ganz gut. Aber seit der mein Süßholzdealer H. nach Köln gezogen ist, weiß ich nicht genau, wie ich an Nachschub kommen soll.
Ich mag ja diesen Mädchenkaugummi von Orbit. "Balance" - mit Papaya-Aloe Vera. Innere Ausgeglichenheit hin oder her, stylisher als Pfefferminze und leckerer als Kirsch oder womöglich Erdbeeraroma ist er allemal. Mädchenkaugummi halt.
Meine Freundin L ist am Wochenende nach Berlin gezogen. Auf ihrer Abschiedsparty waren viele gute Freunde und nette, neue Menschen. Unter anderem diese kleine, zierlich, blonde Frau, die unglaublich charmant und sympathisch war. Außerdem über alle Maßen vulgär. "Ey, ich pinkel dir in deine Kapuze - und zwar von hier!" ist mir in Erinnerung geblieben. Ich war sehr erleichtert, wie reizend das gewirkt hat. Um meinen eigenen Ruf war ich nämlich schon leicht in Sorge.
Am Wochenende hab ich sie noch belächelt, die Schwieger-Stiefmama, die mir mit energischer Ernsthaftigkeit, der anzumerken war, dass sie sie sich gegen das häufige Belächelt-werden angewöhnt hat, das Prinzip ihrer Klangschalen erklärt hat. Dass man sie gegen schmerzende Stellen am Körper halten würde und durch den angenehmen Ton (Doooooooonnnggggggggggg .... Doooooongggggg) mit magisch-energetischer Kraft geheilt würde. Dass eine Freundin von ihr eine riesigengroße Klangschale habe, die sie benutze, um sich zu "erden". Weil sie immer so unstet durchs Leben hüpfen und flattern würde, helfe ihr der Ton, sich zu "erden", zu sich zu kommen.
Und der Mann und der Tenor haben gegrinst und ich musste mich etwas anstrengen, neutral und interessiert zu gucken. So ist das in der Familie, in der selbst die Katze Energiekristalle unter ihrer Wasserschale hat, sicherheitshalber.
Am Wochenende fand ich das noch spaßig und süß... und jetzt sitze ich wieder an meinem Schreibtisch, das Leben ist wieder einmal viel geworden. Ich muss machen und tun, dran denken und ordnen, ich muss endlich ein Konzept in das Wirrwar meiner Abschlussarbeit bekommen, organisierieren und dran denken, sorgen und besorgen. Vor allem sorgen. Jetzt hätte ich auch gerne eine Schale mit einem tiefen Ton, oder irgendein Pendant: innere Ruhe und zu-sich-finden, das wäre schön. Und wenn das Brennen in den Augen davon auch weg ginge, um so besser.