Das Leben, das Universum und der ganze Rest
Eigentlich habe ich meine Phase als Poweremanze ja mit 13 Jahren als Begleiterscheinung zu meiner Faszination für Amazonen, Xena und antike Göttinnen hinter mich gebracht. Die Amazonen und Göttinnen sind geblieben, Xena und der Radikalfeminismus eher nicht. Aber wenn ich sehe, wie gebären, naître im Wörterbuch mit il naît, "er gebiert", dekliniert wird, dann muss ich schon ein bisschen verächtlich schnauben.
Regional gesehen ist der Rostocker Weihnachtsmarkt echt groß, toll und wichtig, nahezu berühmt. Wirtschaftlich gesehen ist er total gut für meine Stadt. Aus den Augen eines Kindes ist er das allergrößte. Aus den Augen der 15.ooo Studenten der Stadt - oder zumindest derer davon, die im Hauptgebäude studieren, dessen geschmückte Zinnen sich als Herz der Innenstadt über die leuchtenden Buden erheben, ist der Weihnachtsmarkt eine zähflüssige Blockade auf dem Weg zum Hörsaal, die ganz alleine daran schuld ist, dass sie sich verspäten werden oder die Bahn verpassen. Damit ist er fast genauso lästig, wie diese sinnlose Vorlesung, die ich am Freitag Abend in ebendjenem Hauptgebäude habe. Beides zusammen aber, der Weihnachtsmarkt in der Fußgängerzone und die Vorlesung in allerletzter Sekunde vor dem Wochenende, geben eine wunderbare Kombination. Denn nirgendwo kann man ersteres so gut sehen, wie aus den hohen Fenstern der Alma Mater und nichts ist so hübsch anzuschauen, wenn der gelangweilte Blick abschweifen will. Kaum zu glauben, dass die zähflüssige Masse aus glühweintrinkendem, bratwurstschmatzendem Mob mit schlechtem Musikgeschmack von oben so schön aussieht.
Jetzt ist der Weihnachtsmartk schon lange wieder weg und wir Studenten kommen nun erst mal 11 Monate ohne Ausrede zu spät. Aber heute hab ich das Foto gefunden, dass ich vor ein paar Wochen aufgenommen habe. Ärgerliche Dinge können sehr hübsch sein.

Mir ist doch noch was eingefallen, was ich rückblickend über 2007 hätte sagen können.
Ich habe, laut Picasa 2556 Digitalfotos gemacht. Das ist zwar nicht ganz richtig, weil das nur die Fotos sind, die in meinen Fotoalben für 2007 gelandet sind, aber das sind immerhin fast alle. Damit habe ich fast genauso viele Fotos gemacht, wie 2005 und fast 300 Stück weniger als 2006. Das überrascht mich, ich hätte gedacht, es wären mehr.
Außerdem war 2007 das Jahr der Kostümpartys. Der Tenor und ich haben uns ständig überlegen müssen, wie wir uns verkleiden. Es gab einen "Illustre Gesellschaft" Maskenball (wir waren Narr und Prinzessin), eine Filmhelden Party (Arthur Dent und Sally aus "The Nightmare before Christmas") (das ist geschummelt, eigentlich war es gegen Ende von 2006. Egal. Gefühlt gehört es zum letzten Jahr.), eine Sommerparty, eine 70ies Party (von der nur eine Handvoll der 50 Partygäste auch wußte, dass es eine Kostümparty war. Zum Glück hatte ich kein Bunny Kostüm an), eine Kinoparty und schließlich gestern die Silvesterparty mit dem Motto "Dress up your head".
Diese Silvesterparty war übrigens auch genau so, wie man unsereins das Feiern unterstellt. Eine große WG, die meisten Leute kannte ich nicht, Tanzen im Wohnzimmer, Buffet in der Küche, mit ein bisschen Partystandard (Kartoffelsalat, Chips, Cola, Rum) und ein bisschen kulturell (Mousakka, Linsensalat), ausgelassene Spiele und laute Musik. Es wurde sogar getanzt. Es ist immer ganz großartig, wenn auf Wohnzimmerpartys getanzt wird. Wir sind dann runter zum Stadthafen gelaufen - ich habe in meiner Stadt noch nie so öffentlich einen Jahreswechsel erlebt. Ich kann Feuerwerk nicht ausstehen - außer, wenn ich gerade eins sehe.
Und Vorsätze für 2008?
Erst mal natürlich der normale Kram: Gesünder leben, klüger werden, mehr lernen, schlanker werden, besser werden, jünger werden. Mich öfter melden, bei Mama und Papa und allen anderen, mehr abwaschen, mehr Sport.
Insbesondere die letzten Prüfungen hinter mich bringen (ohhh Goooott), eine großartige BA Arbeit schreiben (mir wird schlecht), einen fantastischen BA Abschluss hinlegen. (*taumel*) Oder, auch gut: Den BA irgendwie hinkriegen und hinter mich bringen (Mir geht es noch nicht besser). Und meinen Weg nach Frankreich machen, vorbei an allem, was da noch so im Weg rumliegt. (*seufz*)
Außerdem will ich in diesem Jahr mal mitschreiben, wie viel Geld ich für Geschenke ausgebe. Das hab ich im letzten Jahr schon probiert und bin schon im Januar gescheitert und hab mich nicht getraut. Diesmal ziehe ich es durch.
Weiterhin werde ich nie wieder vergessen, die Pille zu nehmen, ich werde meinen Schreibtisch jeden Abend aufräumen (außer heute, da hab ich keine Lust) und ich werde keine Ohrringe mehr verlieren.
Es wird wohl allerhöchste Zeit für einen Jahresrückblick.
Ich hab es versucht, aber
diese Sache mit den Soundtracks bekomme ich in diesem Jahr nicht hin, ich hab ja schon letztes Mal geschummelt.
Ich hab auch weder Lust noch Zeit, mich hinzusetzen und mir zu jedem Monat was zu überlegen. Das muss so gehen. Wenn 2007 eine Tagcloud hätte, dass wären wohl Begriffe wie "Der Tenor", "Die Freunde des gemeinsamen Gesangs", "Uni", "Streß", "Party" und "Studentenleben, von dem man erst viiiel später realisiert, wie schön es war" ziemlich groß. Nicht so groß wären Tags wie "Reisen", "Sommer" und "total entspannt".
Ansonsten ist bestimmt viel passiert... aber nichts, was aus dem Haufen hervorsticht und hier aufgeschrieben werden muss. Vielleicht ist das ein gutes Indiz dafür, dass doch nicht so viel passiert ist. Aber wenigstens war immer was los.
Was das neue Jahr so bringt:
(Wie eigentlich immer) bin ich mal wieder irgendwie Entr'acte - zwischen den Akten. Dieser Tage leert sich das Zimmer meiner Mitbewohnin T., ihres Zeichens zweite Bewohnerin des kleinen, sonnigen Zimmers in unserer kleinen WG. Sie geht weg, in ein fernes Land, in dem die Menschen rote Punkte auf der Stirn tragen und einem alle Sünden vergeben werden, wenn man einer Kuh zu essen gibt. An ihre Stelle tritt eine andere T., ein kleiner, rothaariger Wirbelwind, mit der ich schon in der Grundschule gespielt habe und deren aufbrausendes Temperament ich hoffentlich dank langjähriger Erfahrung zu bewältigen weiß.
Wenn alles gut geht (und es gibt eine Menge Gründe, warum dem vielleicht auch nicht so ist), ist 2008 außerdem das Jahr, in dem ich meinen ersten universitären Abschluss mache, das Land verlasse und für ein Jahr lang ins Ausland gehe, um das Abenteuer zu suchen und "Auslandserfahrung" in meinen Lebenslauf zu schreiben.
Vorher aber, in den nächsten Tagen schon, schreibt der Tenor das Wort "Diplom" in seinen Lebenslauf und übergibt sich den Wellen des Schicksals, die ihn einem der vielen Arbeitsplätze zutragen, die auf Menschen seiner Qualifikation warten. Mal gucken, in welcher Stadt. Oder Land. Das dann nächste Abendteuer, wohl lange bevor es mich ins Exil verschlägt, heißt damnach wohl: Fernbeziehung.
Gefeiert wird übrigens mit ein paar lieben Freunden und vielen fremden Menschen in irgendeiner WG, anstoßen werde ich auch dieses Jahr nicht mit Sekt. Und wenn wir uns um den Hals fallen und Glück wünschen, dann werde ich - vielleicht mehr als je zuvor - mich fragen, was wohl so kommt.
Weil meine Mitbewohnerin T. bald auszieht (irgendwann muss ich das auch noch erzählen) und heute ein Tag ist, an dem ich am Schreibtisch Weihnachtsgeschenke zusammenschraube, habe ich mir noch ein paar von den DVDs angesehen, die sie bald mitnehmen wird. T. wird nach Indien gehen, um einen Inder zu heiraten. Dieser Liebe ist eine Leidenschaft vorangegangen, die man in unserer Wohung sehen kann. Bunte Poster mit Göttern drauf, Gewürze, von denen ich nicht weiß, wie man sie richtig ausspricht, jede Mengen getrocknete Bohnen im Küchenschrank. Und Bollywoodfilme. Ich habe sechs Stunden Bollywood nebenbei laufen lassen.
Deswegen bin ich jetzt Fachfrau und jeder muss mir glauben: Die sind einfach zu kitschig. Uff.
Jetzt würde ich gerne etwas sehen, wo sich Menschen mit Motorsägen zerstückeln. Als Ausgleich, damit ich danach meine Weihnachtsstimmung rekonstruieren kann.
Ganz früh war ich schon draußen in der Stadt, aber ich musste eine Stunde warten, bis der kleine Laden aufmachte, in dem ich Weihnachstsgeschenke kaufen wollte. Also habe ich mir ein kleines Café gesucht, in dem ich den Text zur kritischen Theorie lesen konnte. Das war gar nicht so leicht, denn ich sitze sehr gerne in Cafés und lese Texte - aber ich tue es sehr selten. Ich wollte ein schönes Café, es musste ruhig sein und nicht zu teuer. Aber auch nicht stilos, so wie die Bäckerketten. Schließlich hab ich es gefunden: es heißt Liebreiz, verkauft neben Kaffee und Kuchen aus Kleidung und schöne Dinge und ist ganz hinreißend. Ich hab auf einer türkisen Couch gesessen, Ingerwer Kakao getrunken und war sehr studentisch und furchtbar zufrieden mit mir, der Welt, meinem Text über kritische Theorie und meinem rosa Fineliner. Und dann hatte ich Lust, das Prinzip von Freunds Psychoanalyse, das Es, das Ich und das Über-Ich aufzuzeichenn, damit ich es besser verstehen konnte.

Der Himmel ist grad hellviolett. Ehrlich.
Nur weil die Situation sich jedes Jahr wiederholt (Der Weihnnachstmarkt ist da, wo die Uni ist. Der Weihnachtsmarkt ist sehr voll mit sehr langsamen Menschen. Manchmal muss ich zur Uni. Dann nervt der Weihnachtsmarkt.), kann man ja nicht jedes Jahr das gleiche schreiben. (Das erinnert mich an das Praktikum, damals, in der Werbeargentur. Die arme Frau muss jedes Jahr über die Hansesail schreiben und weiß nicht mehr, wie. Selbst "... segelten die Schiffe, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, aus dem Hafen" ist schon rettungslos abgenutzt.) Deshalb dieses Jahr anders.
Fühlen sich nicht die Leute vom Weihnachtsmarkt gestört, von den ganzen, übellaunigen Studenten, die ihr Fahrrad verbissen durch die Massen bugsieren und mit ihrem Gesichtsausdruck alle Kunden verschrecken? Das muss doch lästig sein.
Wenn ich mir ein Wort anschaue, zweifele, überlege ob nicht doch ein accent darauf gehört, das Wort nachschlage, sehe, dass er darauf gehört und dann feststelle, dass ich es schon längst mit accent geschrieben habe - dann ist vielleicht die Zeit gekommen, für heute mit dem Berwerbungsschreiben aufzuhören.
(Ich hab noch gar nicht erzählt, dass ich Ende nächsten Jahres nach Frankreich will, für ein Jahr und mir gerade den cul absuche, nach einem Praktikumsplatz, oder?)
Ich bin die unangefochtene Königin der Notizzettel. Ich habe zwei Notizbücher und einen Terminkalender, die ich mit mir rumtrage, zusätzlich habe ich noch diverse, die ich zu Hause habe. (Eines für Ideen, eines für Listen... es ist ein bisschen ausgeartet) "Phaes tragbares Gehirn" steht auf der ersten Seite meines gepunkteten Notizbuch, das von 2004 bis 2007 alles aufgenommen hat, was ich vielleicht hätte vergessen können.
Im Vergessen bin ich gut, aber auch für Zusammenhänge, Übersichtlichkeit und Einfälle, die einfach nirgendwo hinpassen gilt einfach: Ich denke auf Papier.
Ein großes Problem sind To Do Listen. To Do Listen müsste man eigentlich immer zur Hand haben, sie müssten einen von selbst an sich erinnern und sie müssten eigentlich sehr komplex sein. Schließlich gibt es Sachen, die dringend erledigt werden müssen, Sachen, die man mal machen müsste, wenn man mal Zeit hat, Sachen, die man tun könnte, wenn einem mal langweilig ist. Sachen, die man nur zu Hause machen muss und Sachen, an die man an diesem einen Tag in der Woche denken sollte, an dem man in der Nähe von diesem einen Copyshop/Laden/Amt zu tun hat.
Ich hab alles versucht. Das Notizbuch ist nicht der richtige Platz dafür, lose Zettel sind eine ganz doofe Idee, meine kleine Casio Datenbank war supoptimal, des Tenor's Handheld, den er mir großzügig überlassen hatte, war auch nicht das Richtige. Ich hab schon fast resigniert und beschlossen, dass ich einen Sekretär brauchte, ein kleines, magisches Wesen mit einem kleinen, magischen Notizblock, dass mir den ganzen Tag auf Hinterkopfhöhe hinterherfliegt und mich zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Dinge erinnert. Das aufschreibt, wenn mir auch dem Fahrrad einfällt, dass ich zu Hause noch T. anrufen muss und das mich dann daran erinnert, wenn ich zu Hause bin. Ein kleiner Drache oder eine kleine Fee, meinetwegen auch ein kleiner, blauer Krake. Etwas, das auf meiner Schulter lebt und sich Sachen merkt, die sogar ich aufzuschreiben zu faul bin.
(Merkt ihr schon was? Dies ist eine von Phaes völlig unpassend langen Einleitungen, die sie sich nirgendwo den Leuten zuzumuten trauen würde, außer eben in ihrem Webblog. Ich weiß, die Kausalität in meinen Artikeln gleicht manchmal einer Simpsonsfolge. Worum ging es gleich zum Anfang?)
Vor ein paar Tagen ist mein altes Handy kaputt gegangen.
Mein altes Handy war blau und süß und von Simens. Es war wirklich alt und konnte fast nichts, außer zu klingeln (das hat es aber nur ganz selten gemacht) und zu piepsen. Mit der jeweligen Kommunikationsübertragen dann - natürlich. Das Display war gelb-schwarz und alle Klingeltöne nervtötendes, unattraktives Gedudel.
Aber ich bin ihm natürlich treu geblieben und hab es nicht gegen die sexy Konkurrenz eingetauscht. Bis es vor einer Woche in meiner Hand einfach davon gestorben ist und mich mit seinem trostlosen, leeren Display alleine gelassen hat.
Seitdem habe ich ein Sony Erricson, das ganz viel kann und bunte Farben hat. Ich habe es zärtlich in die Familie meiner geliebten Besitztümer eingeführt (allen meinen Dingen geht es sehr gut und ich unterhalte zu fast jeden von ihnen eine emotionale Beziehung. Auch zu denen, mit Eselsohren und Flecken.) und eine Zeit lang "Baby" genannt. Jetzt allerdings trägt es den Namen "Winston", den eine Freundin von mir ihm verliehen hat. Winston ist zwar kein Google Desktop, aber mindestens genauso praktisch und echt schick. Und er hat eine Aufgabenfunktion: ich kann ihm nicht nur sagen, was ich wann zu tun habe, sondern wann er mich dran erinnern soll. Für jemanden wie mich ist das quasi eine ganze Chipstüte voll zusätzlicher Lebensqualität. Er fliegt nicht hintermir her und er schreibt meine Gedanken nicht alleine auf - aber sonst ist er fast perfekt.
Daten auf den Rechner zu übertragen - das kann er auch noch nicht so gut, das müssen wir zwei noch etwas üben. Ansonsten haben wir uns sehr gerne und sehen einer glücklichen Zukunft entgegen. Morgens weckt er mich mit dem "Küsschenlied" aus dem Traumzauberbaum.
Alle anderen finden, übrigens, ich könnte Winston zumindest mal für fünf Minuten am Tag aus der Hand legen.